Knapp am Edelmetall vorbei
Bei dem am 15.03.2008 in Bad Saulgau ausgetragenen
Finale des bundesweiten Schulvergleiches im
Bogenschießen belegte die Mannschaft des
Kopernikus-Gymnasiums Blankenfelde mit den Schützen
Louisa Lippold, Philipp Laux und Marcel Leutnitz nach
einem dramatischen Finalkampf den vierten Platz. Der
Deutsche Schützenbund hatte die besten acht
Schulmannschaften Deutschlands zur fünften Auflage
dieses Wettbewerbs in die oberschwäbische Kurstadt
zwischen Donau und Bodensee geladen.
Eine Woche nach dem Saisonhöhepunkt, der Deutschen
Meisterschaft in Hanau, traf sich die Mehrzahl der
besten Nachwuchsschützen des Landes diesmal nicht in den
Vereins- sondern in den Schulfarben zum Saisonhalali.
Heißeste Anwärter auf den Titel des Deutschen
Schulmeisters waren die Mannschaften der
Werner-Seelenbinder-Gesamtschule Berlin sowie des
Limes-Gymnasiums Welzheim, die sich beide als einzige
für alle fünf bisherigen Bundesfinals qualifizieren
konnten und dabei insgesamt dreimal den Sieg davon
getragen haben. Als weiterer Aspirant für den
Titelgewinn war ferner die Mannschaft des
Vorjahressiegers vom GutsMuts-Sportgymnasium in Jena
anzusehen. Bedenkt man, dass es sich bei den Aktiven der
genannten drei Schulen ausschließlich um Sportschüler
handelt, die an den jeweiligen Bundesstützpunkten im
täglichen Training stehen, ist es nicht weiter
verwunderlich, dass die bisherigen Titel ausschließlich
von Mannschaften dieser Schulen errungen wurden.
Als lokaler Vertreter konnte sich eine Mannschaft des
Kopernikus-Gymnasiums Blankenfelde bereits zum vierten
Male zum Bundesfinale qualifizieren und damit ihre
nationale Spitzenposition neben den genannten
Sportschulen bestätigen.
Unter den genannten Voraussetzungen war die spannende
Frage nicht die, ob die Liste der Titelträger eventuell
in diesem Jahr um einen neuen Namen zu ergänzen wäre,
sondern welche der drei Sportschulmannschaften wohl
diesmal siegreich aus dem Wettkampf hervorgehen würde.
Der Wettkampf selbst besteht aus zwei Teilen, einem
Vorkampf sowie einem anschließenden Finalschießen. Im
Rahmen des Vorkampfes sind durch die drei
Mannschaftsmitglieder jeweils 60 Pfeile abzugeben, wobei
im Optimum 600 Ringe je Schütze und damit 1800 je
Mannschaft erzielt werden können. Die Blankenfelder
erreichten diesen Wert nicht ganz. Mit 1625 Ringen
belegten sie nach dem Vorkampf den vierten Platz, wobei
der Rückstand auf die drittplatzierte Welzheimer Auswahl
(1626) nur die Winzigkeit von einem einzigen Ring
betrug. Mit 1664 und 1661 Ringen deuteten die
Mannschaften aus Berlin und Jena schon an, dass der
Finalsieg und damit der Titel auch in diesem Jahr wieder
nur über sie zu erringen sein sollte.
Im Vorkampf ging es allerdings nicht nur für die
Mannschaften darum, sich über die Gesamtringzahl eine
gute Ausgangsposition für die Finalrunde zu sichern,
sondern für die Schützen selbst auch um die Platzierung
in der Einzelwertung. Hier konnten die Blankenfelder
hervorragende Ergebnisse erreichen. In der Schülerklasse
B erzielte Louisa Lippold mit 524 Ringen den Spitzenwert
und sicherte sich damit einen Gutschein von 100 EUR für
Bogensport-Equipment. Gleiches gelang in der
Juniorenklasse B Philipp Laux. Den 556 Ringen bei der
Deutschen Meisterschaft in Hanau am Vorwochenende ließ
er diesmal 558 Ringen folgen. Marcel Leutnitz zeigte
sich nach seinem „durchwachsenen“ Ergebnis bei der
Deutschen Meisterschaft stark verbessert. Mit 543 Ringen
belegte er in der Juniorenklasse A den zweiten Platz.
Zurück zum Wettbewerb um die beste Schulmannschaft
Deutschlands und zur Finalrunde. In dieser müssen die
Mannschaften entsprechend einer Setzliste, welche auf
Basis der Vorkampfergebnisse gebildet wird, in direkten
Duellen die Kontrahenten aus dem Wettbewerb werfen und
sich auf diese Weise bis in das Finale „durchschießen“.
Während der einzelnen Matches sind von den drei Schützen
analog dem Bundesligamodus jeweils acht Pfeile, also in Summe 24 Pfeile
abzugeben.
In ihrem ersten Match, dem Viertelfinale hatten die
Kopernikaner als Vierte des Vorkampfes gegen die
fünftplatzierte Mannschaft vom Gymnasium Kreuzau
(Rheinland) anzutreten. Matchwinner des Viertelfinales
für die Blankenfelder war die elfjährige Louisa Lippold.
Während die bundesligaerprobten Schützen Philipp Laux
und Marcel Leutnitz routiniert und erwartungsgemäß ihre
Pfeile ins Gold setzten, damit aber gegen die annähernd
gleichstarke Konkurrenz nicht die entscheidenden
Ringgewinne erarbeiten konnten, gelang genau dies Louisa
Lippold gegen ihren gleichaltrigen Kontrahenten.
Aufbauend auf ihren Erfahrungen aus dem Einsatz in der
zurückliegenden Landesligasaison bei den „Großen“ machte
sie sich dessen Nervosität zu Nutze und steuerte so die
entscheidenden Ringe zum 216-zu-203-Sieg bei.
Das Halbfinalmatch dann gegen die Mannschaft des
Sportgymnasiums Jena begann für die Blankenfelder mit
einem klassischen Fehlstart. Nach den ersten sechs
Pfeilen standen den 56 Ringen des Titelverteidigers
lediglich 49 Ringe auf Seiten der Kopernikaner
gegenüber. Dieser Rückstand war dann im Lauf des Matches
angesichts der Qualität des Gegners nicht mehr
aufzuholen. Eine deutliche Niederlage mit 206 zu 219
sowie der Einzug lediglich ins „kleine“ Finale waren die
Folge.
Nachdem im anderen, äußerst heiß umkämpften
Halbfinalmatch die Werner-Seelenbinder-Schule aus Berlin
mit einem 226:225-Sieg knapp gegen den zweimaligen
Titelträger aus Welzheim die Oberhand behalten konnte,
stand der Gegner für den Kampf der Blankenfelder um die
Bronzemedaille fest.
Doch Duplizität der Ereignisse, auch diesmal
verunglückte der Start des Matches. Nach den ersten
sechs Pfeilen betrug der Rückstand gegen das Team aus
Baden Württemberg bereits fünf Ringe (51:56). Jetzt
zeigten sich jedoch die kämpferischen Qualitäten der
drei Blankenfelder. Mit einer ausgezeichneten
Schießleistung konnte der Rückstand nach den nächsten
sechs Pfeilen auf einen Zähler verringert werden
(106:107). Nachdem nun die Mannschaft aus Welzheim den
Ernst der Lage erkannt hatte und ihrerseits gegen hielt,
blieb es nach 18 Pfeilen bei einem Rückstand von einem
Ring. Die letzten sechs Pfeile mussten also entscheiden,
ob der Sieger unmittelbar nach 24 Pfeilen feststehen
würde oder bei Unentschieden über ein Stechen zu
ermitteln sei. Die Blankenfelder und ihre Gegner
schenkten sich nichts. Pfeil um Pfeil wurde gesetzt,
keine Schwächen gezeigt. Auch die kleine Louisa blieb
erstaunlich kühl. Den 24. und letzten Pfeil des Matches
schließlich schoss Marcel Leutnitz - in die Zehn! Von
den Rängen aus war nicht zu erkennen, wer nun am Ende
die Nase vorn haben würde. Nach Begutachtung durch die
Kampfrichter leuchtete das Ergebnis dann an der
Anzeigetafel auf. Ein begeisterter Aufschrei folgte von
den Rängen: 214:214. Unentschieden. Ein Stechen sollte
also die Entscheidung bringen. Ein Stechen, bei welchem
jeder Schütze genau einen Pfeil - möglichst ins Gold -
zu schießen hätte. Duplizität der Ereignisse wieder –
nur diesmal anders. Im Finale des Jahres 2006 stand schon
einmal eine Blankenfelder Auswahl beim Kampf um die
Bronzemedaille vor derselben Aufgabe. Damals wurde diese
mit dem hauchdünnen Vorsprung von einem Ring erfolgreich
bewältigt. Marcel Leutnitz war einer der beteiligten
Akteure. Sollte er noch einmal Glück und Erfolg haben?
Die Spannung nicht nur bei den Schützen und Betreuern
sondern auch auf der Tribüne der wunderschönen
„Sporthalle im Kornried“ in Bad Saulgau stieg bis zum
Zerreißen an. Auf den Rängen spürte man förmlich das
Knistern der Elektrizität. Die Pfeile fliegen. Drei bei jeder Mannschaft.
Nach Auswertung durch den Kampfrichter heißt es 27:26
für – Welzheim. Die Blankenfelder gratulieren. Sie
verlassen die Arena erhobenen Hauptes und versprechen,
im nächsten Jahr einen neuen Anlauf im Titelkampf
unternehmen zu wollen.
Sieger im Finale des bundesweiten Schulvergleichs
Bogensport wurde nach einem spannend geführten Finale
die Mannschaft der Werner-Seelenbinder-Schule Berlin,
die sich erst mit den letzten sechs Pfeilen einen
komfortablen 222:217-Sieg gegen das
GutsMuts-Sportgymnasium Jena herausschießen konnte.
Einen farbigen Bilderbogen gibt es
hier
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